Jede Entscheidung die wir im Zusammenhang mit "der" Zukunft treffen sind mit Unsicherheiten behaftet und tragen somit das "Risiko" in sich, dass die eintreffenden Ergebnisse von unserer Annahme zum Zeitpunkt unserer Entscheidung abweichen. Anlageentscheidungen sind ganz typische "Zukunftsentscheidungen" die eben diese Unwägbarkeiten in sich tragen. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass bereits im Vorfeld Anleger und Berater sich mit diesen Themen vor einer zu treffenden Anlageentscheidung damit auseinander setzen sollten.
Wir wissen auch, dass Menschen eher emotional handeln und bei Eintritt von Risiken eben diese emotionale Dimension dominanter wird. Anleger empfinden in solchen Momenten Streß. Verstärkt wird dieser Effekt zudem durch die Neigung zum "Hedenverhalten". An Aktienmärkten kann in solchen Situationen beobachtet werden, dass Anleger oftmals verkaufen, weil andere Anleger auch verkaufen.
Die Vorteile von organisierten Finanzmärkten wie der Aktien- und Rentenmarkt (Möglichkeit die Vermögenswerte jederzeit handeln zu können, gute Verlässlichkeit der Vermögenspreise zu haben -eben weil so viele Handels- und Preisinformationen in den Prozess einfließen, sowie ein hoher Grad an Informationspflichten der Marktteilnehmer) verkehrt sich so für einige Anleger zum Nachteil.
Es kann beobachtet werden, dass bei Geldanlageentscheidungen Investoren oftmals dazu neigen die finanzmathematischen Aspekte über zu bewerten und die finanzpsychologischen Aspekte zu vernachlässigen. Aus der Erfahrung wissen wir jedoch, dass die finanzmathematischen oftmals für die Emotion in Extremphasen geopfert werden.
Aus diesem Grund erstellen wir mit unseren Anlegern ein persönliches Risikoprofil in dem beide Dimensionen (Finanzpsychologie und Finanzmathematik) in eine Gesamtkonzept zusammengefasst werden.
Lesen Sie in unserem Artikel im Finanzmagazin - finanzplanung konkret was damit gemeint ist: 2019_06_Risiken von Kapitalanlagen und Ermittlung der Risikobereitschaft von Anlegern.pdf
Exkurs:
Auszug der Bachelor Thesis „Performanceanalyse des Verbrauchermagazins Finanztest – eine empirische Untersuchung der Finanztest Fondsempfehlungen“
Quantitative Risikokennzahlen werden auf der Basis von Vergangenheitswerten gebildet. Diese Vorgehensweise wird grundsätzlich dem Anspruch einer ganzheitlichen Risikobetrachtung nicht gerecht, da wichtige qualitative Faktoren auf Ebene der Investitionen (z.B. die Unternehmensführung) und der Ebene des Portfoliomangements nicht hinreichend erfasst werden. Die Abbildung 2 gibt einen geordneten Überblick über die relevantesten Risikobegriffe und -maße.
Die grau schattierten Felder werden im Rahmen dieses Artikels nicht näher beschrieben, sie werden aus Gründen der Vollständigkeit dargestellt. Grundsätzlich können Risikomaße darinunterschieden werden, welchen Umfang an „Risiken“ sie beschreiben. Sie können differenziert werden in Maße, die das „Gesamtrisiko“ quantifizieren und solchen, die lediglich die „Downside Risiken“ beschreiben. Unter „Gesamtrisiko“ werden alle Abweichungen von erwarteten Renditen (positiv und negativ) verstanden. „Downside Risiken“ zählen zu den „alternativen“ Risikomaßen. Sie beschreiben, wie wahrscheinlich eine negative Abweichung vom erwarteten Ertragswert ist bzw. welches Ausmaß eine negative Abweichung annehmen kann. Sie entsprechen damit eher der intuitiven Art der Risikowahrnehmung der meisten Investoren.
Die Varianz ist die Basis für Maße des „Gesamtrisikos“. Sie ist eine bekannte statistische Größe.
Mit ihr wird die durchschnittlich quadrierte Abweichung der Renditen von der erwarteten Rendite gemessen. Eine größere Varianz gibt den Hinweis, dass Renditen einer größeren Streubreite unterliegen und demnach eine höhere Verlustgefahr (genauer Abweichungsgefahr vom Erwartungswert) besteht. Die Varianz hat nicht die gleiche Einheit wie die Rendite und wird daher in die Standardabweichung umgerechnet.
Die Standardabweichung wird auch als Volatilität bezeichnet und ist die meist verwendete Risikokennzahl für Finanzmarktrisiken. Die Standardabweichung basiert auf dem Konzept der Normalverteilung und damit sind einige statistische Eigenschaften von Bedeutung. Normalverteilungen sind symmetrisch und kennzeichnen sich durch die gleiche Verteilungsform. Die Verteilung ist glockenförmig. Der Erwartungswert (arithmetisches Mittel), Median und Modus sind gleich groß und befinden sich in der Mitte. In 68,3 % aller Renditefälle bewegt sich die Spannbreite innerhalb von „+/-“ „einmal“ die Standardabweichung.
Beträgt die erwarte Rendite zum Beispiel 7 % und die Standardabweichung () 15 % so wird die zu erwartende Rendite in 68,3 % aller Fälle nicht unter (-8 %) und nicht über 22 % liegen. Bei „+/-“ zweimal beträgt die Bandbreite 95,5 % und bei „+/-“ dreimal 99,7 %.
Die Volatilität eignet sich zur Erfassung des „Gesamtrisikos“ und sollte von Anlegern verwendet werden, die ihr Ganzes oder größte Teile ihres Vermögens in ein Portfolio investieren. Bei der Anwendung der Normalverteilung wird gefordert, dass Renditen unabhängig voneinander sind und eine identische Verteilung besitzen.
Empirische Studien weisen darauf hin, dass Renditen oftmals nicht gleich verteilt sind, jedoch eine ähnliche Form aufweisen. Daher kann die Volatilität nur mit Einschränkungen interpretiert werden.
Bekannte alternative Risikomaße (Downside Risikomaße) sind die Semivarianz, die Ausfallwahrscheinlichkeit, der Value at Risk (weitere Formen sind der Conditional Value-at Risk und modified Value-at Risk) sowie der Maximum Drawdown. Im Unterschied zur Varianz wird bei der Semivarianz lediglich die negative Abweichung vom Mittelwert betrachtet. Sofern die Renditeverteilung symmetrisch ist, beträgt die Semivarianz die Hälfte der Varianz. Sind die Renditen nicht identisch verteilt, so weicht die Varianz der linken Verteilungshälfte von der rechten Hälfte ab und es werden weitere Erkenntnisse ggü. der Volatilität gewonnen.
Die Ausfallwahrscheinlichkeit liefert Informationen darüber, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine vorgegeben Zielrendite verfehlt wird. Wie bei der Volatilität wird eine Standardnormalverteilung der Renditen unterstellt. Sie liefert keine Informationen über das Ausmaß der Renditezielverfehlung.
Der „Value-at-Risk“ Ansatz ist ein ähnliches Konzept wie die Ausfallwahrscheinlichkeit. Er wurde von der Investmentbank J.P. Morgan eingeführt und soll den maximal zu erwartenden absoluten Verlust unter normalen Marktbedingungen und innerhalb einer Zeitperiode quantifizieren.
In Form des VaR (Value-at-Risk) kann die wahrscheinliche Barwertänderung eines Portfolios dargestellt werden. Der VaR kann mittels analytischer, historischer Simulation oder Monte Carlo Simulation ermittelt werden. Bei der historischen Simulation werden die Daten der Vergangenheit ausgewertet. Jede Periode stellt dabei ein mögliches Szenario für die folgende Periode dar. Anschließend wird eine Rangfolge über die Gewinne und Verluste ermittelt. Der VaR kann anschließend durch Abzählen ermittelt werden.
Je nach Wahl des Konfidenzniveaus und der Anzahl der gewerteten Renditen kann eine „Rangfolge“ ermittelt werden. Sollten zum Beispiel 120 Monatsrenditen erfasst und das Konfidenzniveau 95 % betragen, so beinhaltet die 114. Rangstelle (120 * 95 % = 114) den gewünschten VaR-Wert z.B. -9 %. Demnach wird mit 5 % Wahrscheinlichkeit der Verlust höher als 9 % ausfallen (innerhalb des zu Grunde gelegten Zeitraumes). Bei der Monte Carlo Simulation werden die Werte mit Hilfe von Zufallszahlen generiert.
Die generierten Ergebnisse werden wieder in eine Rangfolge gebracht und der VaR durch Abzählen bestimmt. Es können mittels des VaR-Ansatzes Risikoabschätzungen für Worst-Case-Szenarien (schlimmster zu erwartender Fall) abgeleitet werden. Ein Risikomaß, das ebenfalls das intuitive Verständnis für „Worst-Case-Szenarien“ anspricht, ist der „Maximum Drawdown“.
Es ist ein asymmetrisches Risikomaß und beschreibt den kumulierten Verlust eines Wertpapieres, der zwischen einem Höchststand und dem darauffolgenden Tiefstand entstanden ist. In der Abbildung 3 wird exemplarisch das Konzept des Maximum Drawdown dargestellt. Es werden vier Drawdowns (DD1 - DD4) dargestellt.
Den maximalen Verlust (MMD) hätte ein Anleger erlitten, der zum Maximum (Beginn DD3) gekauft und zum Ende des DD4 verkauft hätte. Der MMD entspricht nicht der Differenz zwischen Allzeithoch und Allzeittief. Es ist zwingend erforderlich, dass es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen Hoch und Tief gibt. Die Kennzahl bildet das asymmetrische Risikoempfinden von Anlegern nachvollziehbar ab und ist für Anleger geeignet, die hohe Verluste vermeiden möchten.
Für Investoren spielen Zeithorizontfragen des Risikos eine zentrale Rolle. Eine Zunahme, Abnahme oder Konstanz des Risikos im zeitlichen Verlauf hängt von der Wahl des Risikomaßes ab. Wird das Risikomaß der Volatilität verwendet, so zeigt sich, dass das absolute Risiko einer Aktienanlage mit der Zeit zunehmend ist. Bei der Wahl der Ausfallwahrscheinlichkeit nimmt mit zunehmender Anlagedauer die Gefahr, eine Mindestrendite zu verfehlen (oder Verlust zu erleiden), hingegen ab. Daraus folgt, dass der Aktienanteil nicht vom Anlagehorizont, sondern ausschließlich von der Risikobereitschaft des Anlegers abhängt.
Weiteführende Links zu dem Thema:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/pressemeldungen/verstaendnis-von-risikobereitschaft
https://www.fcm-coaching.de/finametrica
Muster Report "Risikobereitschaftsprofil"
https://www.fcm-coaching.de/fileadmin/user_upload/Dateien_und_Uploads/FinaMetricaReport_Andreas_Schmidt_markiert.pdf
Der gesamt Artikel ist abrufbar unter: 2019_06_Risiken von Kapitalanlagen und Ermittlung der Risikobereitschaft von Anlegern.pdf
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